Kategorie: Kunst | Kultur

Helnweins Kinderbilder-Buch

Kinder ohne Kindheit.  In seinem neuen Buch sammelt Gottfried Helnwein zusammen, wie sich der österreichische Maler seit Jahrzehnten am vielfältigen Thema Kind abarbeitet. Und zwar radikal zwischen zwei Polen: einerseits auf Grundlage seiner Sozialisation in Entenhausen, andererseits durch die fehlende Nachkriegs-Aufarbeitung der nationalsozialistischen Zeit. Helnwein nimmt auch die reale Schrecken vorweg, wie aktuelle Skandale in Schulen und Heimen zeigen. Selbst Helnweins Micky Maus zeigt ihre dunkle Seele.

Immer wieder projiziert Helnwein seinen künstlerischen Ausdruck zur Selbstverstümmelung  in die Deformationen seiner Bildmotive. Die kindliche Umgebung, ihre Körper, Gesichter und Seelen werden verwundet und deformiert.  Zwischen Leid und Albtraum platziert er Manga-Erotik und Versatzstücke aus Entenhausen. Der großformatige Band enthält eine umfangreiche Auswahl, aufschlussreiche Zitate des Künstlers und eine ausführliche und informative Biografie. Helnwein liefert den Schlüssel für das Abgründige in seinen Bildern mit: „Für mich ist die Leinwand wie eine Bühne, auf der ich mein Spiel inszeniere: Und ich bringe alle Akteure zusammen. . . In meiner Erzählung haben alle gleiche Rechte – ganz egal ob Donald Duck, ein Kind und Adolf Hitler.“

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Unübersetzbar

Ein Buch über twitter-untaugliche Begriffe. Faszinierend, wie man mit einem einzigen Wort ganze Gefühle und Handlungen beschreiben kann und zum Glück nicht übersetzen kann. So z.B. gibt es im niederländischen ein Wort für „nach draußen gehen und sich den Kopf und die schweren Gedanken vom Wind durchwehen zu lassen“. Oder in Feuerland „zwei oder mehr Menschen sitzen beisammen und kommen durch Blickkontakte zu der stillschweigenden Übereinkunft, dass etwas unternommen werden muss, aber niemand möchte den ersten Schritt tun“ – wow! Ein hawaiianisches Wort beschreibt folgendes Ereignis: „Der Zustand, der eintritt, wenn man sich eine Wegbeschreibung anhört, dann losläuft und sie augenblicklich wieder vergisst.“ Kennt jeder! Auch ein Wort aus Südindien wurde für folgenden Zustand ins Buch genommen: „Der Abdruck, der auf der Haut zurückbleibt, wenn man zu Enges getragen hat.“ Dazu passt eines der wenigen deutschen, nicht übersetzbaren Wörter: „Kummerspeck“. Die jeweiligen Original-Wörter könnt ihr im Buch entdecken, das durch seine Illustrationen zu einem netten, für jeden passenden Geschenkbuch taugt. Nur der Titel ist schwach und gehört einfach dem Film!

Lost in Translation, € 18.– | click.

back to the sixties

Schluss mit unseren Zukunfts-Ängsten! Wir brauchen jetzt für ein paar Jahre wieder die 60erDer Titel von Buch und Ausstellung  in London entstammt dem 1968 auf dem weissen Beatles-Album erschienen Song Revolution No. 1 und stand unter dem Einfluss der Studentenunruhen, dem Vietnamkrieg und der Ermordung von Martin Luther King. Danach blieben in Politik, Kultur, Gesellschaft und Wertesystem kein Stein mehr auf dem anderen. Anhand von Fotografien, Poster, Design-, Musik-, Film- und Modearbeiten werden fünf revolutionäre Jahre dokumentiert, die unser Leben auf den Kopf gestellt haben: „es wurde mehr Demokratie gewagt“ (Willy Brandt), die Popkultur wurde zum Motor der Entwicklung und die Elterngeneration musste sich bohrende Fragen gefallen lassen. Das Buch zeigt bunt und schrill, wie aus Ängsten und Grenzen ein neues Lebensgefühl mit neuen Werten entstand. Wie wär’s mit ein paar aktuellen Revolutiönchen in den Köpfen – wir schaffen das!

You say you want a Revolution? Records an Rebels 1966 – 1970, € 28.– | click.

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