Kategorie: Graphic Novels | Comics

Herrliche Strandlektüre

Im letzten Jahr meine Lieblings-Urlaubs-Lektüre. In diesem Jahr meine Lieblings-Urlaubsvorfreude-Lektüre: Der Sommer am Strand ist in Frankreich seit Brigitte Bardot, Louis de Funès St.Tropez-Filmen, den Ferien des Monsieur Hulot und des kleinen Nick ein Ereignis von nationalem Interesse.  Der Comic Rein in die Fluten besteht aus mosaikartig gelegten Geschichten und beginnt mit dem wichtigsten Teil des Urlaubs: der Anfahrt. Stress, Ungeduld, Hektik treffen auf die Vorfeude auf Erholung und Abenteuer jeglicher Art. Dazu würzen Peinlichkeiten, kleine Gehässigkeiten und Malheure den Urlaub der auftretenden Typen und Stereotypen. Quängelnde Kinder, überforderte Eltern, sich nervende ältere Herrschaften und die permanente Beobachtung durch andere. Immer wieder lesen, immer wieder etwas entdecken.

David Prudhomme, Pascal Rabaté, Rein in die Fluten, € 24  |  click.

Birgit lässt alles hinter sich.

Leben. Das ist die Zeit, bis sich dein Bildschirmschoner einstellt. Und hier links, das ist die NEUE Vorgesetzte von Birgit. Ohne Augen, aber mit durchdringendem Blick, mit neuen Ideen wird sie den Büroalltag der langgedienten Verwaltungsangestellten durcheinander wirbeln. Birgit könnte Probandin einer Studie der Universität Oxford sein: Dienst nach Vorschrift ist nicht unbedingt weniger effektiv, aber meistens gesünder. Max Baitinger zeichnet den stupiden Büroalltag in seinem Comic „Birgit“ aus der Zeit vor der digitalen Bürowelt. Bevor viele Mitarbeiter zum vernetzten Arbeitsinventar mutierteten.  Dementsprechend sind Baitingers Zeichnungen wie Schaltpläne der elektrifizierten Analogwelt. Streng geometrisch, mit hoher Präzision und reduziert. Auch bei den Druckfarben beschränkt er sich: Schwarz und drei reine Buntfarben genügen, der Eintönigkeit     des Wiederkehrenden eine eindrucksvolle Optik zu geben. Aber, Arbeitsinventar sammelt keine Urlaubspostkarten und giesst keine langweiligen Zimmerpflanzen. Leben – das ist das was kommt, nachdem Birgit ihre sieben Sachen gepackt hat und einfach geht.

Birgit, € 12 | click.

Das bunte Leben der kleinen Esther in Paris

Die graphic novels des Berliner reprodukt Verlages sind zuverlässig erstklassig. Auch wenn die Neuerscheinung Esthers Tagebücher erst einmal wie ein Kinder comic erscheint, steckt dahinter ein mit Lebenserfahrung und -weisheit gespickter Episodenroman. Vorlage für Esther ist die Tochter eines Freundes des in Syrien aufgewachsenen Comiczeichners und Filmregisseurs Riad Sattouf. Sattouf war natürlich auch Zeichner bei Charlie Hebdo und erarbeitete Esthers Geschichten als Fortsetzungs-Comic für den Nouvel Observateur. Also sicher kein Kinderheftchen. Esthers role model „ist ein ziemlich normales Mädchen. Sie lebt in Paris, die Eltern sind weder arm noch reich und lieben sich noch immer, sie ist gut in der Schule, ist hübsch und hat im Leben keine Probleme.“ Mal abgesehen vom Wunsch nach Schönheit, Ruhm und Reichtum und einem iPhone (Deutschlandfunk). Also eine ziemlich durchschnittliche Zehnjährige? Lesen!

Esthers Tagebücher – Mein Leben als Zehnjährige, €  | click.

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