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Herrliche Strandlektüre

Im letzten Jahr meine Lieblings-Urlaubs-Lektüre. In diesem Jahr meine Lieblings-Urlaubsvorfreude-Lektüre: Der Sommer am Strand ist in Frankreich seit Brigitte Bardot, Louis de Funès St.Tropez-Filmen, den Ferien des Monsieur Hulot und des kleinen Nick ein Ereignis von nationalem Interesse.  Der Comic Rein in die Fluten besteht aus mosaikartig gelegten Geschichten und beginnt mit dem wichtigsten Teil des Urlaubs: der Anfahrt. Stress, Ungeduld, Hektik treffen auf die Vorfeude auf Erholung und Abenteuer jeglicher Art. Dazu würzen Peinlichkeiten, kleine Gehässigkeiten und Malheure den Urlaub der auftretenden Typen und Stereotypen. Quängelnde Kinder, überforderte Eltern, sich nervende ältere Herrschaften und die permanente Beobachtung durch andere. Immer wieder lesen, immer wieder etwas entdecken.

David Prudhomme, Pascal Rabaté, Rein in die Fluten, € 24  |  click.

Die schrägsten Bauruinen der Moderne

Die irrsten Bauruinen der Moderne. Endlich ein Architektur-Buch ohne Glamour. Der italienische Kulturkritiker Alessandro Biamonti sammelte die größten Bausünden des 20. Jahrhunderts. Auch bei den irrsten Bauprojekten stand am Anfang immer die Begeisterung, meist auch Aufbruch in etwas noch nicht da gewesenes. Zu sehen ist Bauwahnsinn aus Asien (ganze Retorten-städte), Diktaturbauten (Monumentalbauten stärken das Ego der Mächtigen), aber auch mittlerweile verwachsene Vergnügungsruinen wie der Spreepark nahe Berlin. Allesamt kulissentauglich für Horror und crime. Interessant sind auch Biamontis Kategorien für die kläglich gescheiterten Ruinen: zu groß, ein falsches Geschäftsmodell, zu hässlich oder an den Nutzern vorbei geplant. Dabei hat Scheitern immer eine positive Komponente: die Verweigerung des Perfekten.  Ein Trost: Beton ist vergänglich und die Reste eignen sich wie seit Jahrhunderten für Kultur-Touristen und -Forscher.

ArchiFlop. Die spektakulärsten Ruinen der modernen Architektur, € 29,95 | click.

Birgit lässt alles hinter sich.

Leben. Das ist die Zeit, bis sich dein Bildschirmschoner einstellt. Und hier links, das ist die NEUE Vorgesetzte von Birgit. Ohne Augen, aber mit durchdringendem Blick, mit neuen Ideen wird sie den Büroalltag der langgedienten Verwaltungsangestellten durcheinander wirbeln. Birgit könnte Probandin einer Studie der Universität Oxford sein: Dienst nach Vorschrift ist nicht unbedingt weniger effektiv, aber meistens gesünder. Max Baitinger zeichnet den stupiden Büroalltag in seinem Comic „Birgit“ aus der Zeit vor der digitalen Bürowelt. Bevor viele Mitarbeiter zum vernetzten Arbeitsinventar mutierteten.  Dementsprechend sind Baitingers Zeichnungen wie Schaltpläne der elektrifizierten Analogwelt. Streng geometrisch, mit hoher Präzision und reduziert. Auch bei den Druckfarben beschränkt er sich: Schwarz und drei reine Buntfarben genügen, der Eintönigkeit     des Wiederkehrenden eine eindrucksvolle Optik zu geben. Aber, Arbeitsinventar sammelt keine Urlaubspostkarten und giesst keine langweiligen Zimmerpflanzen. Leben – das ist das was kommt, nachdem Birgit ihre sieben Sachen gepackt hat und einfach geht.

Birgit, € 12 | click.