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Ein Buch über die Wurst als deutsches Kulturgut

Das ideale Mitbringsel fürs nächste Wurstschnappen. Wieder so ein Buchtitel, der die Rezensenten  zu Wortspäßen animiert:  dem Mann ist alles wurst. . . Aufschnitt für alle. . .  gut gewürzt und so weiter. Ich füge einen weiteren dazu: ein sattes Buch! Dabei hat der Kunsthistoriker Wolfger Pöhlmann nur im Sinn, in einer sich veganisierenden Gesellschaft der kulturelle Bedeutung der deutschen Wurstvielfalt den gebührenden Platz zuzuweisen. Knapp 30 kg Wurst wandern jährlich in einen deutschen Magen, lediglich vier Prozent der Bevölkerung lassen völlig die Finger von Fleisch und Wurst. Als ehemaliger Ausstellungsmacher und Kulturmanager für das Goethe-Institut weiß Pöhlmann, wie man unseren soziokulturellen Alltag schmackhaft aufbereitet (Wortspiel!). Sein Verlag merkt an, dass er sich seit seiner Kindheit leidenschaftlich für Wurst, Wurstmacher und das Wurstwissen interessiert. Dafür bietet das Buch sehr viel Hintergrundwissen zu Rezepturen und regionalen Besonderheiten, zur geschichtlichen Enzwicklung der Wurstwaren und gibt jede Menge Tipps für den richtigen Einkauf und zu guten Metzgern.  Wir goutieren Wissenswertes, wie die Antwort auf die Frage, warum Weißwürste weiß sind und nicht die übliche rötliche Wurstfärbung haben: bei ihnen fehlt die Zugabe des färbenden und haltbarmachenden Pökelsalzes.

Pöhlmann arbeitet mit fundiertem Lebensmittelwissen, umfangreichen, persönlichen Recherchen ohne Angst um die eigenen Cholesterinwerte und einem ausgewachsenem Appetit auf das deutsche Grundnahrungsmittel. Die Grundbotschaft lautet: Haltet die regionalen Fleischer und Metzger in Ehren! Mit der Massenware droht der Verlust einer unserer nationalen Identitäten.  30 Kilo Wurst pro Jahr sind auch ein Kulturauftrag! Einer der kulturellen Höhepunkte des Buchs ist ein poetischer Zweizeiler des Duisburger Marktschreiers  „Wurst-Achim“: „Wenn Achim seine Tüte packt, steht Aldi kurz vorm Herzinfarkt“.  In diesem Sinne ist das Buch unterhaltsam, interessant und natürlich appettitanregend.

Wolfger Pöhlmann, Es geht um die Wurst – Eine deutsche Kulturgeschichte, € 26 | click.

Die schönsten Funklöcher der Welt

Wann warst du das letzte Mal in einem Funkloch?  Und, wie war deine Stimmung? Verzweifelt? Entspannt? Noch gibt es sie – Funklöcher, in denen wir für die Außenwelt  unerreichbar sind. Und auch ausgeschlossen von ihr. In ihrem Buch Unwired spürt die in New York lebende Niederländerin Jacqueline Hassink (*1966) weisse und lautlose Flecken auf der digitalen Landkarte auf. Ihr neuestes Projekt zeigt kaum überraschende Ergebnisse: Menschen in Funklöchern fühlen sich isoliert, wenn sie nicht gerade auf der Suche nach Stille und unbeeinflusster Natur sind. Dem gegenüber stellt Hassink im 2. Teil des Buches Fotos von ständig und versunken auf das Display schauende smart phone-Nutzer. Auch sie sind isoliert. Wer soll sich da noch auskennen? Keine direkte Kommunikation mehr, nur noch Satzfetzen und jede Menge Fotos über geregelte Plattformen von WhatsApp bis Snapchat.

Hassink ist Spezialistin, wenn es darum geht, die ökonomischen Einflüsse und ihre Veränderungen in unserem Alltag auf ungewöhnliche Weise sichtbar zu machen. Für ihre diversen Buch- und Ausstellungsprojekte fotografierte sie (leeren)  Besprechungszimmer von Banken, Bildschirmschoner von Führungskräften und Kaffeetassen von Büroangestellten. Und jetzt eben ein Buch über abseitige Gegenden und in sich gekehrte Menschen in New York, Shanghai, Tokio, London u.a. mit und ohne Empfang. Das Buch ist auch ein Erbstück für nachfolgende Generationen, die kaum glauben werden, dass für unsere Kommunikation noch ausserhalb des Körpers befindliche Apparate benötigt wurden, die durch Fingertippen bedient wurden. Ihre aktuellen Projekte aus dem Buch unwired und iPortrait sind bis 6.Mai im Rotterdamer Nederlands Fotomuseum zu sehen.

Jacqueline Hassink, Unwired, € 58 | click. 

Der Sprung ins kalte Wasser

Der Sprung ins kalte Wasser

Für alle Gegner von swimming pools und Badeanstalten.

Der Sprung ins kalte Wasser

Der Brite David Start verknüpft seit Jahren das Angenehmste mit dem Nützlichen. Zusammen mit seiner Frau bereist er Europa auf der Suche nach den schönsten Schwimmplätzen in beeindruckender Natur und macht dann begehrenswerte Bücher daraus. Das Ziel im neuesten Buch über Frankreich sind dabei weder das Mittelmeer und der Atlantik, sondern unentdeckte Seen, Flüsse und atemberaubende Wasserfälle  im Inneren des Landes.   Schönen Badeurlaub und Badehose nicht vergessen!

Wild Swimming Frankreich, € 22,95 | Click.