Rückblick: Es gibt kaum Schöneres als sich am Meer, an einem See oder auf einer Gebirgswiese durch einen Stapel Bücher und Zeitschriften zu schmökern. Leider wird gerade die Beschaffung von Magazinen und Zeitschriften immer schwieriger: Gruner & Jahr hat seine special interest Titel abgeholzt, und vor allem trifft es die unabhängigen little mags. Das Designmagazin form und die Naturzeitschrift Walden sind eingestellt, der Weekender ist kaum noch im Handel zu finden, mare und Monocle liegen wohl einigermaßen stabil (alle drei Titel habe ich zur Sicherheit abonniert). Das Kunstmagazin Wetter habe ich erst in der Buchhandlung Walter König entdeckt, ein wirklich tolles Magazin! Droht der Printbereich von einer digitalen Diktatur geschluckt zu werden?
Eva Menasse setzt sich in ihrem neuen Buch „Alles und nichts sagen“ mit den Untiefen digitaler Kommunikation auseinander, insbesondere mit den vorurteilsbegeisterten Social Media-Horden. Etwas wehleidig. Ist digital der böse Bruder? Aber lassen sich analoge und digitale Medien überhaupt gegenüberstellen? Es leben vielmehr die jeweiligen Eigen-, Fein- und Besonderheiten!
Ich jedenfalls will nicht alles augenzehrend auf kleinen screens lesen müssen. Und das auch noch extrem verkürzt und zugespitzt. Ich will mehr als nur Content: zu meinem Lesevergnügen gehören Haptik und Optik von Print. Fotostrecken, abwechslungsreiche Typo, angenehme, überraschende Papiere, sinnvoll und gleichzeitig sinnlich. Liebe Leser*innen, nutzt an- und aufregende Printprodukte – es kommt nichts Besseres nach. Die Geschichte von Print ist noch nicht auserzählt, Bücher, Magazine, Kalender und Notizen liefern immer neue, spannende Stories.
Jede Menge tolle Herbst/Winter-Bücher
Nachdem ich mich durch die Herbst-/Winterprogramme meiner bevorzugten coffeetabe-Verlage gewischt habe, liegen nun die ersten gedruckten Exemplare griffbereit. Genügend Beschäftigung für lange Winterabende. Oben auf meinem Stapel liegen ein Fotoband über die Feierkultur in der DDR und eine Graphic Novel über koloniale Brutalität und warten auf ihre Posts in den nächsten Wochen.
Der große Schwof begleitet die gleichnamige Ausstellung zu offiziellen und zu den viel spannenderen inoffiziellen Festen und Feiern in den DDR-achtzigern. Fotos von Maifeiern und Sportfesten, Misswahlen und Modeschauen, vor allem aber von überschäumenden und freigeistigen Privat- und Künstlerfesten. Meist mit ironischer Kamera festgehalten. – Trotz des ernsten Themas freue ich mich auch auf die exzellente und informative Rampokan – Gesamtausgabe über das Ende der langen Kolonialgeschichte der Niederlande in Indonesien. Geschrieben und gezeichnet von Peter van Dongen.
Mein Fotostudio für booklooker Über die Plattform booklooker.de verkaufe ich tolle Erstausgaben aus den literarischen Epochen der letzten hundert Jahre. Wichtig sind mir aussagekräftige Fotos über Originaleinband und Umschlag, über besondere Typo, Signaturen und Abbildungen. Und vor allem über den Zustand der Ausgabe. Damit die Katze nicht im Sack gekauft wird. Mein Fotostudio ist einfach strukturiert: ein Holzstuhl, als Hintergrund ein Pappkarton mit Befestigungsklammer und eine Dose Tomaten als Buchstütze. Die Fotos schieße ich je nach Lust und Laune mit einer Leica Delux, dem iPhone X oder 15 pro. Und meist ein bisschen schief. My signature? Besucht mich doch mal bei https://www.booklooker.de/trooboox und mach eine Tour durch alle wichtigen Strömungen der Gegenwartsliteratur: Expressionismus, Avantgarde, Neue Sachlichkeit der Weimarer Republik, Exilliteratur, Nachkriegsliteratur, die 68er, Beat, Punk & Pop und Postmoderne.