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Das bunte Leben der kleinen Esther in Paris

Die graphic novels des Berliner reprodukt Verlages sind zuverlässig erstklassig. Auch wenn die Neuerscheinung Esthers Tagebücher erst einmal wie ein Kinder comic erscheint, steckt dahinter ein mit Lebenserfahrung und -weisheit gespickter Episodenroman. Vorlage für Esther ist die Tochter eines Freundes des in Syrien aufgewachsenen Comiczeichners und Filmregisseurs Riad Sattouf. Sattouf war natürlich auch Zeichner bei Charlie Hebdo und erarbeitete Esthers Geschichten als Fortsetzungs-Comic für den Nouvel Observateur. Also sicher kein Kinderheftchen. Esthers role model „ist ein ziemlich normales Mädchen. Sie lebt in Paris, die Eltern sind weder arm noch reich und lieben sich noch immer, sie ist gut in der Schule, ist hübsch und hat im Leben keine Probleme.“ Mal abgesehen vom Wunsch nach Schönheit, Ruhm und Reichtum und einem iPhone (Deutschlandfunk). Also eine ziemlich durchschnittliche Zehnjährige? Lesen!

Esthers Tagebücher – Mein Leben als Zehnjährige, €  | click.

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Fotos von harter Arbeit

Respektvolle Fotos von harter Saisonarbeit. Hinter dem eigenartigen Buchtitel „Suppengrün 0,99 €“ verbirgt sich sehr einfühlsamer Fotoband über das Arbeitsleben temporärer Migranten aus den Balkanstaaten, die als Erntehelfer für zwei, drei Monate ihre Heimat verlassen. Für die Stiftung Buchkunst eines der schönsten Bücher 2016. Der Fotograf Hermann Recknagel kennt Rumänien aus eigener Arbeitserfahrung und konnte so mit dem gebotenen Respekt Nahaufnahmen aus einer fremden Welt in Deutschland machen. Tagsüber wird gearbeitet, die Augen starr auf Radieschen, Sellerie und Möhren gerichtet, in den wenigen Stunden des Abends wird ein Containerdorf belebt – waschen, ausruhen, schlafen, leben. Daraus entstehen Geschichten, die in der neuen Heimat auf Zeit vor allem von der echten, schwer verdienten Heimat erzählen.

Suppengrün 0,99 €, 49 € | click

Vergnügungspark ohne Vergnügen

Von reichlich gestrigem in Wien ist der Prater das gestrigste: kein Vergnügungspark, ein Rummelplatz aus der Übergangsphase vom Wählscheiben- zum Tastentelefon. Wer hier das Vergnügen sucht, hat auch sonst wenig zu erwarten. Der Fotograf Frank Robert hat diese Stimmung gnadenlos eingefangen, da wird sogar die Zuckerwatte bitter. Ein tolles Buch für Menschen, die gut drauf sind und ab und zu eine Prise Melancholie brauchen.

Endstation Sehnsucht – Der Wiener Prater, € 39,90 | click.