Was so in den letzten Wochen los war: Wien wird verdichtet, ich blättere bei facebook, coole Bilder in Wien und ein Messe-Trip nach Florenz.
Bären in der Winterhöhle
Facebook liefert mir ununterbrochen Kochrezepte, Schiffe bei extremem Wellengang und sehr unterschiedlich lustige Cartoons. Mein Cartoon-Liebling des Winters waren zwei Bären in ihrer Schlafhöhle – der eine Bär tief schnarchend in seinem Winterschlaf, der andere liegt grübelnd daneben: „Ich hätte den zweiten Espresso im Oktober nicht trinken sollen“. Ich weiß schon, warum ich meinen zweiten Espresso niemals nach 15 Uhr trinke.
Alex Katz in der Wiener Albertina
Die Wiener Albertina lud zur Eröffnung einer umfangreichen Werkschau des fast 96jährigen Pop Artisten Alex Katz. Ausstellung und ein neuer Ouevre-Katalog versammeln bis 4. Juni Zeichnungen, Druckgrafik und Gemälde aus den umfangreichen hauseigenen Beständen. Katz gilt als wichtigster Protagonist des „cool painting“: Motive und Sujets, Blickwinkel, Licht, Farbauftrag – alles wirkt cool und geheimnisvoll, bleibt distanziert, selbst in einer warmen Abendstimmung. Cool wie der Jazz im Hintergrund und die Drinks in den Händen. Die Ausstellung wurde mit einer sehr lebendigen Einführung des Albertina-Direktors Klaus Albrecht Schröder auf den Weg geschickt: „Katz malt Augenblicke, die nie vergehen.“ Und für ein paar Augenblicke führte uns Schröder in die entspannten Cocktail-Gesellschaften der Beach Stops an der amerikanischen Ostküste.
Mit einem Krokodil durch Florenz
Nach einer langen Bahnreise aus Wien kommend, war ich froh, die florentiner Innenstadt ausgiebig zu Fuß zu erkunden. Bis ich mit der Sohlenspitze am unebenen Pflaster hängen blieb. Bei einem Blick mit angewinkeltem Bein auf meinen Fuß sah ich einem Krokodil aus Schuh und Sohle ins aufgeklappte Maul. Die halbe Sohle hatte sich gelöst und ich konnte mich nur mit einem schleppenden, nicht zu stark vom Boden abhebenden Schritt fortbewegen. Keine Lösung für die zwei Buchmessentage Testo, eine Reparatur musste her. Trotz google kein Schuster in der Nähe, überlegte D-i-y-Klebstoff, hatte kein Vertrauen in Papierkleber und hoffte schließlich auf einen Schnellservice im Hauptbahnhof. Fehlanzeige, aber kurz vor Ladenschluss einige Boutiquen im Winter-Sale. Haben Sie irgendeinen Schuh in Größe 43? Nur ein vergessenes Exemplar an einer Schaufensterpuppe. Meine neuen Lieblingssneakers brachten mich sicher über die Kopfsteine.
In Florenz liebt man Fleisch und Wurst in Mengen, v.a. riesige Bistecca alla Fiorentina. Too much, also bestellte ich in einer wunderbaren Trattoria lieber eine Pasta al Ragù, danach Salat und eine Auberginen-Parmigiana. Das Ragù blieb mir so angenehm am Gaumen, unterschied sich extrem zu dem bekannten Ragù alla Bolognese, dass ich am nächsten Mittag noch einmal die selbe Pasta bestellte – natürlich im selben Lokal. Schweren Herzens, denn alternativ gab es zwei tolle Risotti, aber ich musste dem Ragù auf den Grund kommen. Am heimischen Herd steht jetzt eine Testreihe an.
Für die Rückfahrt nahm ich zuerst den beeindruckenden Schnellzug Frecciarossa, bis zum Umstieg in den Zug der Deutschen Bahn Richtung Innsbruck und München. Da preisbewusster Frühbucher leistete ich mir die 1. Klasse. Die 1. Klasse-Wagen waren in einem Alterszustand, der den Verdacht nahe legte, dass die Deutsche Bahn Anfang der 90er alte, abgeranzte Zuggarnituren für den Demokratisierungs-Prozess in Rumänien spendete. Und nun – nachdem sich die rumänische Eisenbahn vorbildlich modernisiert hat, wieder zurück gekauft hat und im internationalen Verkehr einsetzt. Oder nur auf Migranten-Routen von Süd nach Nord? Unser Willkommensgruß für Reisende nach Deutschland.