[tru:buks] slow lane: ein Verleger haut um sich | Brinkmann wäre 80 | ein tolles Triple

von Kurt Pohl |

Unsichtbar Verlag gibt auf:

Diese Meldung wäre nicht weiter aufsehenerregend, wenn mir seit Anfang des Jahres sein Verleger Andreas Köglowitz nicht dauernd medial über den Weg laufen würde. Als Therapie zur Aufarbeitung. In einer umfangreichen, wenig reflektierten Anklageschrift nennt er alle Schuldigen an seinem Dilemma. Zu Recht beklagt er die mangelnde öffentliche Förderung von Verlagen (stimmt – besser machen’s Österreich und Norwegen) und die Preispolitik der Deutschen Post (stimmt – die Preise für Bücherversand wurden in 2 Jahren fast verdoppelt). Der Buchgroßhandel bekommt sein Fett weg („machen dicke Kohle“ – ich glaube nicht, dass alles innerhalb von 24 h lieferbar sein muss? Ist ohnehin nicht nachhaltig!). Und auch der gemeine Buchhändler wird bis auf wenige Ausnahmen nicht geschont: link und ignorant können sie sein – unsere Buchhändler.

Seine Verallgemeinerungs-Keule zieht Köglowitz auch über die Autoren selbst und hält fünf Prozent für unausstehlich. Auf die Gesamtbevölkerung gesehen eigentlich ein akzeptabler Wert, es gibt schlechtere communities. Ach ja, und auch das Smartphone trägt Mitschuld an seiner Verlagsmisere (keine Zeit für Bücher, echt jetzt?). Zu allem Übel hat ihm das Virus auch noch seine Abschiedstour auf der Leipzig-Messe vermasselt. Die Welt ist einfach schlecht. Schön für mich, dass immer noch kreative Kleinverlage nachkommen und trotzig weiter machen.

Rolf Dieter Brinkmann wäre 80

Kleinstadt-Jugend

Im April würde der erste deutsche Pop-Poet Rolf Dieter Brinkmann seinen 80. Geburtstag feiern. Am 25. April 1975 versuchte er nach einer Lesung in London vor einem Pub Shakespeare (!) die Strasse zu überqueren. Der Linksverkehr war wohl sein Schicksal. Wie wäre sein schriftstellerisches Leben weitergegangen? Er hatte im gleichen Jahr posthum den Petrarca-Preis bekommen. Wer weiß, ob er ohne seinen frühen Tod in den Genuss des Preises gekommen wäre. Wahrscheinlich hätte er aber nach der Veröffentlichung von Westwärts 1 & 2 stattdessen den Büchner Preis bekommen. Danach konnte er allerdings mit seinen folgenden Publikationen nicht an den Erfolg von Westwärts anschließen. Vielleicht hätte er Mitte der 80er Jahre einen Lehrauftrag für klaustrophobisches Schreiben an der Universität Leipzig übernommen und wäre nach dem Fall der Mauer zurück nach England gegangen. Zu seinem 80sten würde der Ullstein-Verlag eine Gesamtedition publizieren. Who knows? Einen Überblick mit überraschenden Fundstücken über RDBs frühe Jahre in seiner Heimatstadt Vechta bietet der Katalog /:Vechta! Eine Fiktion!/. Ein Sammlerexemplar gibt es auf meiner booklooker-Seite.

Delicious Wintertime

Noch ist es kalt genug, um sich mit Freunden und outdoor-Kulinarik zu beglücken. Der post über das feine Kochbuch Delicious Wintertime bietet slow und soul food für urbane Hüttenfreaks auf Terrassen, Balkonen und in freier Wildbahn.

Ein tolles Triple

Fellini, Pitigrilli, Eheglück

Drei originelle Taschenbücher: 1. Fellinis Klassiker La dolce vita als Buch zum Film. Mit Marcello Mastroianni durch römische Partynächte. Ein rororo Taschenbuch von 1961 mit Abbildungen auf Kunstdruckpapier (sic!). 2. Der skandalumwobene Autor Pitigrilli bringt uns zurück in die 20er Jahre. Acht Erzählungen über vergebliches und erfolgreiches Liebeswerben. 3. „Sprechstunde für Brautpaare“: amüsanter Erotikratgeber der 50er mit absolut braven Abbildungen. Aus der Reihe „Liebeslust und Eheglück“. Ein Überraschungsgeschenk! Achtung, die Bücher gibt’s nur einmal – first come, first served: trooboox bei booklooker.de

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