Büropflanzen sind die besten Arbeitskollegen: sie sind gute Zuhörer, anspruchslos, konstant in der Stimmung und immer da. . . nehmen Urlaube klaglos hin und sind die Blaupause für Leidensfähigkeit im Arbeitsleben. Aber nur auf den ersten Blick. Der Fotograf Frederik Busch zeigt sie in seinem Buch German Business Plants als seelenvolle Begleiter durch oft seelenlose Arbeitswelten.
Busch geht der Frage nach, wie machen wir unseren Arbeitsplatz privat. Von 2009 bis 2017 schuf er personen-ähnliche Porträts von Büropflanzen. Busch gibt den Pflanzen Namen und Stimme, denn er skizziert uns ihre Situation in einer Art short short story. Busch (*1974) studierte u.a. Filmwissenschaft und Schauspiel – das erklärt für mich seinen menschlichen Zugang zu den Seelen der Büropflanzen und sein Gespür für ihre Tragikkomik. Er war wohl nicht in Vorstandsetagen unterwegs, viele der Porträtierten sind schief, halb vertrocknet und entlaubt. Busch legt Wert darauf, dass die Pflanzen nur in einem Halbmeterradius verrückt wurden und mit vorhandenem Licht fotografiert wurden. Und sie blieben unverletzt.
Das Buch zeigt uns, wie weit Realität von Büropflanzen von ihrer eigentlichen Zweckbindung abweicht: sie sollen und Freude und besseres Klima spenden, Stress mindern und Leistung fördern. Übrig bleibt oft Natur auf kleinstem Raum an den Arbeitsplätzen der Anspruchslosen, mit stark wechselnden Wasserspenden und Lichtverhältnissen. Ein Buch für Tippgemeinschaften im Büro, für Liebhaber von Hintergrundmusik in Endlosschleife und für die Erben von Hinterlassenschaften von Kollegen, die es nie gab. Der Gärtner-Tipp: nicht mehr Zeit als bisher für deine Büropflanzen verwenden! Das kann sie verstören und ihren Charakter verändern.